2. März 2023

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der originale Artikel ist von Isabel Klaas geschrieben und am 22.02.2023 in der Rheinischen Post erschienen.

Er ist online einsehbar unter https://rp-online.de/nrw/staedte/langenfeld/monheim-psychologin-verraet-wie-man-kinder-zu-weniger-medienkonsum-erzieht_aid-85358209

Wie erfolgreich ist es, Kinder sechs Wochen lang zur Medien-Abstinenz zu zwingen? Ursula Blass rät zu einer Politik der kleinen Schritte, um den Medienkonsum zu begrenzen. Dabei sollten sich Eltern ihrer Vorbildrolle bewusst sein.

Die sechs Wochen zwischen 22. Februar und 8. April können eine besondere Zeit sein, eine Zeit des freiwilligen Verzichts, des Fastens. Auch für Kinder, die gerade heute Gefahr laufen, zu viel Zeit mit modernen Medien zuzubringen. Eben mal schnell für sechs Wochen das Handy oder die Spielkonsole zu verbieten, wäre für manche Eltern sicher ein Wunschtraum, macht aber offenbar keinen Sinn. So zumindest sieht es die Psychologin und Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Monheim, Ursula Blass. Wir fragten nach, wann und in welchem Ausmaß das Fasten für Kinder und Jugendliche Sinn macht.

Elektronische Abstinenz für mehrere Wochen, hört sich gut an. Sollten Eltern die Fastenzeit nutzen, ihre Töchter und Söhne zum Verzicht auf Handy, Spielkonsole oder Fernsehen zu zwingen?

Blass Das macht überhaupt keinen Sinn. Am besten, man redet mit den Kindern und fragt sie: Worauf könnt ihr euch vorstellen zu verzichten? Und dann auch am besten klein anfangen – mit einem Fernsehabend pro Woche, der ausfällt, oder einem Nachmittag ganz ohne Handy und What‘s App pro Woche.

Also auf keinen Fall eine Anweisung von oben für die Fastenwochen?

Blass Das bringt nichts. Ein Verzicht muss mit den Kindern abgesprochen werden. Dann ist die Akzeptanz auch größer. Wenn schon Verzicht, dann sollte er auch gelingen. Wenn nicht, war er nicht sinnvoll und führt nur zur Frustration beider Seiten.

Generell sind Sie aber eine Befürworterin einer Zeit der Abstinenz auch für Kinder?

Blass Unbedingt. Es ist gut, wenn ich verzichten lerne, um langfristige Ziele zu erreichen. Streckenweiser Verzicht ist eine ganz zentrale und wichtige Fähigkeit, die heute sehr vielen Menschen fehlt. Auch den Eltern. Deshalb ist es gut, wenn Väter und Mütter beim Fastenprogramm direkt selbst mitmachen und Vorbild sind. Man kann sich ja gemeinsam etwas aussuchen. Vielleicht funktioniert eine Familienaktion immer am Sonntagnachmittag, bei der niemand ein Handy in der Tasche hat. Dem Nachwuchs, das Telefon einfach wegzunehmen, betrachte ich auch als eine Grenzverletzung. Die Folge wird sein, dass die Kinder versuchen werden, trotzdem an ihr Handy zu kommen. Das wird für alle ein Riesenstress.

Ab welchem Alter empfehlen sich Fastenaktionen für Kinder?

Blass Die kann man jedem Alter anpassen. Das geht schon ab fünf Jahren. Durch Wiederholung solcher Aktionen jedes Jahr lernt man immer besser, zu verzichten. Ob es nun die Einschränkung des ständigen Umgangs mit der Spielkonsole ist oder der Verzicht auf den täglichen Schokopudding zum Nachtisch. Es macht Sinn, dass schon Kinder sechs Wochen lang mal etwas anderes im Alltag ausprobieren. Über Länge und Häufigkeit solcher Pausen sollten sich allerdings beide Seiten einig sein.

Wir werden in unserer Beratungsstelle übrigens oft gefragt, was noch ein gesunder oder normaler Medienkonsum ist. Das ist heute wirklich sehr schwer zu sagen. Sinn macht es, von klein auf feste Zeiten des Medienkonsums festzulegen, damit es nicht übertrieben wird.

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